Liebe Freunde,
Dieses Mal kommen die Dhammapala-Neuigkeiten aus dem Kloster Jetavana, in New Hampshire, USA, wo ich vier Wochen zu Gast bin, nachdem ich das Winter Retreat im Kloster Tisarana in Kanada mit Luang Por Viradhammo und seiner Gemeinschaft verbracht habe (siehe Fotos). Mein Aufenthalt dort, mit einer gesunden Mischung aus Zurückgezogenheit und herzlichen Zusammenkünften, war sehr erfrischend und inspirierend für Herz und Geist. Körperlich ging es mir diesen Winter nicht so gut, vor allem der Rücken bereitete mir Probleme – umso herzerwärmender war die Freundschaft und Sorge der Klostergemeinschaft dort, mir den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Bereits 2020 verbrachte ich den Winter im Kloster Tisarana, das sich inzwischen wie ein zweites Zuhause anfühlt.
Auch Jetavana ist ein sehr inspirierender Ort. Der Wald hier ist noch grösser und älter als der Wald im Kloster Tisarana und dessen Umgebung. Sowohl in Ontario als auch hier in New Hampshire handelt es sich um wiedergewachsenen Wald, nachdem die vormaligen Landwirtschaftsbetriebe, aufgrund des wenig ergiebigen Bodens, zugunsten ertragreicherer Ländereien weiter im Westen aufgegeben wurden. Ich fühlte mich schon immer zu Bäumen und Wäldern hingezogen – die Atmosphäre des Waldes ist sehr geeignet für Geistesruhe und Kontemplation. Darüberhinaus teilt man sich den Wald hier mit einer wesentlich grösseren Anzahl von Tieren, als wir es in Kandersteg gewohnt sind, und es ist wunderbar zu sehen, wie sowohl schnell als auch geduldig die Wildnis den Raum zurückerobert, den man ihr überlässt.
Dazu kommt die erbauliche Erfahrung der Klostergemeinschaften, die diese Wälder (und Felder) bewohnen und betreuen, ohne in die Prozesse der Natur allzu aktiv einzugreifen. Auch im Jetavana finde ich eine kompetente, freundliche Gemeinschaft von Männern im Alter von etwa 30 bis fast 80 Jahren, die Verantwortung übernehmen, sowohl für den eigenen Geist als auch für ihre Gemeinschaft und die Umgebung in der sie leben. Die Äbte hier sind Ajahn Jayanto & Ajahn Anando, zwei meiner langjährigsten Dhamma-Freunde, mit denen ich schon in meinen ersten Jahren als Novize und Mönch in Chithurst zusammengelebt habe. Ajahn Jayanto hatte mir damals, noch als Junior-Mönch, die Tür geöffnet und meinen Koffer hineingetragen, als ich 1992 in Chithurst aus meinem Taxi stieg, um dort das Klosterleben zu beginnen. Eine Geste, die mich damals sehr verwunderte, da ich ja nicht als Gast in einem Vier-Sterne-Hotel ankam. Vielleicht wollte er nur sicherstellen, dass ich nicht im letzten Moment wieder weglaufe! Freilich war ich von meiner Entscheidung Mönch zu werden so überzeugt, dass ich für so einen Gedanken überhaupt keinen Platz hatte. Und auch in der Folgezeit habe ich eine Aufgabe des Mönchslebens nie ernsthaft erwogen. Es erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit, dass ich über all diese Jahre Teil unser Gemeinschaften sein konnte. Ebenso gross ist die Freude, meine Weggefährten aus der Novizenzeit jetzt so kompetent in verantwortungsvollen Rollen zu sehen und zu erfahren wie gut ihre Gemeinschaften funktionieren.
Das gilt auch für unsere Gemeinschaft im Kloster Dhammapala. Unsere Winter-Einkehrzeit ist inzwischen vorüber und auch ich habe, sozusagen per mobilem Laptop-Homeoffice, wieder Aufgaben für das Kloster übernommen und mir die Neuigkeiten mitteilen lassen. Ich habe gehört, dass das Winterretreat im Dhammapala wieder sehr harmonisch und reibungslos ablief, auch dank der exzellenten Hilfe des diesjährigen Unterstützerteams. Anumodana für alle, die im Kloster oder von ausserhalb wieder dazu beigetragen haben, dass wir uns diesen Luxus einer dreimonatigen Einkehr leisten können.
Ehe es wieder an die physische Arbeit ging, leitete Ajahn Khemasiri, während der letzten Tage des offiziellen Winterrückzugs, noch ein Oster-Retreat. Ein Föhnsturm begann genau am ersten Abend des Retreats und dauerte zwei volle Tage und Nächte, und das mit einer permanenten, noch nie dagewesenen Heftigkeit! Das ganze Haus wackelte sogar, ungewohnte Geräusche kamen vom Dach (Dachziegeln klimperten), Äste und Zweige flogen ums Haus und ein tellergroßer, schwerer Stein landete nahe am Giebel oben auf dem Dach und hinterließ ein großes Loch. Ein Rätsel, wie der Wind es fertigbrachte, ihn vom Boden aus dort oben hinzubekommen.
Seitdem die aktivere Zeit im Dhammapala wieder begonnen hat, haben unsere Mönche, Anagarika Robert und Sekretärin Tanja dann, mit Hilfe der Gäste bereits mehrere anstehende Reparaturen durchgeführt bzw durchführen lassen. Das Dach musste nach einem Sturmschaden repariert werden, die Zugangsstrasse wurde zusammen mit den Nachbarn wieder aufgebessert. Als grosses Kompliment für die anderen Mönche soll es verstanden sein, wenn ich zu dem Schluss komme, dass ich dort als Abt eigentlich ganz überflüssig bin. Denn meine Klosterkollegen, unsere kompetente Sekretärin und viele hilfreiche Unterstützer managen das Kloster sehr gut ohne mich, auch wenn ich länger abwesend bin. Umso mehr freue ich mich natürlich schon auf meine Rückkehr, ohne etwaige Sorgen, Probleme angehen zu müssen, die liegengeblieben oder ohne mich nicht lösbar wären.
Nach den Renovierungsprojekten sehen wir nun vor allem einer Zeit vieler Besuche und Veranstaltungen entgegen: Luang Por Damrong und Luang Por Sophorn kommen für die letzte Aprilwoche aus Thailand zu uns. Für den 5. Mai haben wir Anagarika Robert›s Pabbajja (Aufnahme in den Sangha als Samanera (Novize)) geplant. Für den 6. Mai steht die Ankunft von Ajahn Jutindharo in unserem Kalender, dem Abt unseres Klosters in Devon (UK), der, zusammen mit einigen Unterstützern, für einige Tage sowohl uns als auch das Kloster Santacittarama in Italien besucht. Auch Ajahn Jutindharo lebte bereits als Junior-Mönch in Chithurst, als ich dort im Frühjahr 1992 auftauchte. Wir haben also schon vieles zusammen erlebt und es freut mich sehr, ihn hier für einige Tage bei uns haben zu können.
Zum Wochenende des 18./19. Mai reisen einige von uns dann nach Amaravati in England, wo zur Feier des neunzigsten Lebensjahres von Luang Por Sumedho eine grosse Zusammenkunft stattfinden und Luang Por speziell mit einer sogenannten Acariya-Puja geehrt werden soll, einer formellen Geste des Respekts gegenüber unserem Lehrer.. Sehr viele Mönche und Wegbegleiter Luang Por Sumedhos werden zu diesem Anlass erwartet, auch viele Seniormönche aus Thailand, die bereits in den ersten Jahren Luang Pors in Wat Pah Pong mit ihm zusammengelebt haben.
Kurze Zeit später, am 26. Mai, halten wir unsere Vesak-Feier im Gemeindesaal in Kandersteg ab. Auch dieses Jahr wird Ajahn Kongrit unser Ehrengast sein und den Vortrag in thailändischer Sprache halten. Ajahn Kongrit wird für etwa eine Woche bei uns bleiben.
Kurz danach, Ende Mai, kommen Ajahn Anando und Ajahn Caganando, hier aus dem Kloster Jetavana, für drei Wochen zu uns, und nur wenige Tage später auch Tan Sihanado aus Chithurst, der für einen ganzen Monat bei uns bleiben wird. Später im Juni erwarten wir dann für eine kurze Woche noch eine Gruppe von drei thailändischen Mönchen – Ajahn Big, der zur Zeit in Amaravati lebt, sowie zwei seiner Freunde aus Thailand.
Anagarika Robert, in seiner neuen Erscheinungsform als Samanera Nikkamo wird am 7. Juni nach Portugal reisen und dort über den Sommer bleiben, um auch andere Klosterrealitäten in unserem Sangha kennenzulernen. Denn, wenn er dabeibleibt, und in einem Jahr als Bhikkhu in die Sangha aufgenommen werden sollte, wird ja auch er Teil dieser grossen, über den ganzen Globus verteilten Gemeinschaft, nicht nur unserer kleinen Gruppe in Kandersteg. In ähnlichem Sinne reist Tan Manuñño bereits im Mai für den Sommer nach Amaravati, um dort im Baukomittee für die extensiven Erneuerungspläne des Klosters mitzuwirken. Beide wollen im Herbst wieder zu uns stossen.
Ihre Plätze über den Sommer sollen derweil Ajahn Warot aus Thailand und Samanera Jayamangalo aus Santacittarama in Italien einnehmen. Ajahn Warot ist ein Schüler von Phra Payutto, ist aber auch mit unserer Sangha sehr vertraut, da er regelmässig Zeit in unseren Klöstern in Thailand verbracht hat. Er kam letztes Jahr zum ersten Mal mit Ajahn Buddhivaro nach Europa und Dhammapala und hat uns gefragt, ob er einen Sommer bei uns verbringen kann. Samanera Jayamangalo kenne ich bereits aus meiner Zeit im Kloster Ratanagiri im Norden Englands, wo wir einige Jahre zusammen gelebt haben.
Man sieht: das Sangha-Leben ist ein reger Austausch mit gegenseitigen Besuchen und langjährigen Freundschaften, die dazu beitragen, unser Netzwerk von Klöstern zusammenzuhalten und so funktional wie harmonisch zu gestalten. Sicher haben auch viele von Euch schon einige bis zahlreiche unserer Klöster besucht und kennen einige unserer Gäste von Aufenthalten in anderen Klöstern. Genauso, wie Unterstützer/innen unserer Klöster in anderen Ländern oft bei uns zu Gast sind. Das ist sicher eine der positivsten Arten gelebter Globalisierung und des kulturellen Austausches, den ich kenne. Meine Dankbarkeit, Teil dieser Realität zu sein, gilt auch unseren Freund/innen ausserhalb der Klostergemeinschaften, deren Unterstützung all dies überhaupt erst möglich macht: ANUMODANA!
Mit besten Wünschen,
Bhikkhu Abhinando