Liebe Freunde,
Während ich dieses schreibe, scheint über Kandersteg eine kräftige Sonne. Die Gletscher liegen schon seit Ende Juni ziemlich blank. Es hat nicht lange gedauert bis der wenige Schnee des letzten Winters der Frühlingswärme bei Rekordtemperaturen weichen musste. Im Dorf laufen – ich glaube die letzten – Arbeiten an den Baumassnahmen zum Schutz gegen einen, in den nächsten Jahren erwarteten, Bergrutsch und Murgang vom Spitzen Stein auf Hochtouren. https://www.gemeindekandersteg.ch/
Die Folgen der Klimaerwärmung sind auch bei uns in den Alpen sehr deutlich spürbar: anschaulich, drastisch und teuer!
Zu unserem Glück befindet sich das Kloster auf der gegenüberliegenden, nicht zur Gefahrenzone gehörenden, Seite des Tales. Hier im Kloster blieb es den Frühling hindurch auch in anderer Hinsicht eher beschaulich und ruhig. Wir hatten bisher, ausser bei den Kursen, die, wie immer, völlig ausgebucht waren, eher ungewöhnlich wenige Übernachtungsgäste. Vielleicht, so denken wir uns, stand unseren Freunden, nach der langen Zeit der Corona-Restriktionen, der Sinn mehr nach ausgelasseneren Reisezielen. Das aber ist nun vorüber: von Mitte Juli bis in den Oktober sind unsere Gästeplätze praktisch völlig ausgebucht.
Besucher und Reisen
Frühjahr und Frühsommer ist auch unsere traditionelle Reisezeit; und da wir sie dieses Jahr endlich wieder uneingeschränkt nutzen konnten, hatten wir vielen berobten Besuch:
Im Mai waren Ajahn Kongrit, Tan Tejasaro, Bhante Sukhacitto und Tan Khemadassi für die Vesakha Feier bei uns zu Gast. Ajahn Kongrit stand bei der Gelegenheit auch für ein Praxiswochenende für Thailändisch sprechende Freunde des Klosters zur Verfügung. Tan Khemadassi erinnern einige von Ihnen vielleicht noch als Anagarika Thomas aus Österreich, als welcher er vor einigen Jahren mehrere Monate bei uns verbracht hat. Er kam diesmal nach einem Besuch bei seinen Eltern in Österreich vorbei, um dann mit Ajahn Kongrit nach Amaravati zurückzureisen. Wir haben uns sehr gefreut ihn einmal wieder hier zu sehen.
Kurze Zeit später stiess dann Ajahn Khantiko, ein deutscher Mönch aus Thailand für eine Woche zu uns. Ajahn Khantiko lebt die meiste Zeit in einer kleinen Eremitage im Norden Thailands. Und Ende Mai kam dann noch seine Namensvetterin, Schwester Khantika, eine Samaneri (Novizin) aus Australien mit schweizer Wurzeln, zu einem Tagesbesuch. Khantika war für einige Wochen nach Europa gekommen, unter anderem um ihre Verwandten in Luzern zu besuchen.
Im Juni reiste Ajahn Jayasaro als Teilnehmer einer offiziellen Delegation thailändischer Buddhisten zum Vatikan, wo er an einer Audienz mit dem Papst teilnahm https://www.vaticannews.va/it/papa
Auf dem Weg dorthin machte er für ein Wochenende Zwischenstation bei uns im Kloster Dhammapala. Ajahn Jayasaro, ursprünglich aus England, war einer der letzten Mönche, die noch von Ajahn Chah persönlich in die Sangha aufgenommen wurden und diente für fünf Jahre als Abt unseres thailändischen Hauptklosters Wat Pah Nanachat. Er lebt seitdem vorwiegend allein in seiner Eremitage in Pakchong, ist aber weiterhin ein sehr respektierter Repräsentant der Ajahn Chah Tradition und ein sehr beliebter Dhamma-Lehrer. Seine Zeit bei uns reichte diesmal leider nur für zwei kurze Ausflüge in die nähere Umgebung des Klosters und einen Besuch der thailändischen Botschaft, zu dem auch viele geladene Gäste kamen, sowie natürlich für viele anregende Dhamma-Gespräche.
Unverhofft an diesen Gesprächen teilnehmen konnte ein alter Bekannter: Ajahn Bodhinando lebt seit seinem letzten längeren Aufenthalt bei uns, das heisst, seit etwa zwei Jahren, im Kloster Muttodaya in Oberfranken. Er nahm einen Besuch im Haus der Besinnung in Dicken in der Ostschweiz zum Anlass, auch mal wieder bei uns vorbeizuschauen und hatte das Glück, dabei mit Ajahn Jayasaro zusammenzutreffen und ihn zusammen mit Ajahn Kancano zur thailändischen Botschaft zu begleiten (siehe Fotos).
Ajahn Chandapalo, Abt unseres Klosters Santacittarama in der Nähe von Rom, kam dann im Juli, wie schon im letzten Herbst, für eine Woche, die wir auch diesmal wieder sehr mit ihm genossen haben.
Auch wir selbst, namentlich Ajahn Khemasiri und Ajahn Abhinando, nahmen die Gelegenheit wahr, die ein oder andere «Reise zu tun», sei es zum Leiten von Kursen, zum Besuch von Freunden und Verwandten oder für eine Zeit der Einkehr, wie zuletzt Ajahn Khemasiri in der dem Kloster Santacittarama gehörenden Berghütte Santaloka am Monte Rosa. Es ist ein grosses Privileg für uns, solch einen wunderschönen Rückzugsort nutzen zu können, den grosszügige ortsansässige Freunde gespendet haben und jetzt versorgen, und sind auch Ajahn Chandapalo und seiner Gemeinschaft sehr dankbar, uns diesen bei passender Gelegenheit zur Verfügung zu stellen.
Nicht nur Ajahn Chandapalo, sondern auch andere Mönche und Novizen der Santacittarama-Gemeinschaft haben uns in den letzten Jahren regelmässig besucht, zur Unterstützung von Veranstaltungen oder auch für längere Zeiträume. Es ist uns sehr wichtig, diese nachbarschaftlichen Beziehungen zu pflegen. So hoffe ich, mich diesen Herbst endlich wieder mit einem Besuch zur Kathina bei unseren italienischen ‹Nachbarn› revanchieren zu können.
Schon im Mai hatten wir eine gute Gelegenheit, nachbarschaftliche Beziehungen, diesmal in die entgegengesetzte Richtung, nach Norden hin, zu pflegen: Im Kloster Muttodaya fand am 1. Mai die erste Upasampada (Aufnahme in die Sangha) der thailändischen Waldtradition in Deutschland statt. Wat Muttodaya gehört zwar nicht zur Gruppe unserer auf Luang Por Sumedho zurückgehenden Klöster, ist aber, als mit Wat Pah Pong (unserem, von Ajahn Chah gegründeten, Hauptkloster in Thailand) offiziell assoziiertes Kloster, sozusagen mit uns verschwägert. Ajahn Cattamalo, Muttodayas Abt hatte seine Upasampada vor vielen Jahren in Thailand in der Ajahn Chah Tradition. Als Leiter der Zeremonie empfing Ajahn Amaro, Abt unseres Klosters Amaravati in England, Tan Yodako als neuen Bhikkhu in die Sangha und es war uns eine grosse Freude an der Zeremonie teilzunehmen und noch eine Woche mit Ajahn Amaro und unseren Kollegen des Klosters Muttodaya zu verbringen. Für mich war es der erste Besuch, sowohl des Klosters Muttodaya als auch des umliegenden Frankenwaldes, und auch Ajahn Khemasiri war schon seit mehr als zehn Jahren nicht mehr dort gewesen. Neben Ajahn Bodhinando haben wir dabei auch Ashin Ottama wiedergesehen, der ja auch früher für viele Jahre im Kloster Dhammapala war und jetzt schon seit einigen Jahren ebenfalls im Kloster Muttodaya lebt.
Klostergemeinschaft
Leider mussten wir uns von Ajahn Ariyo inzwischen wieder verabschieden. Er flog am 8. Juli zurück nach England, wo, in seinem Heimatkloster Hartridge in Devon, ein Bauprojekt auf seine organisatorischen und handwerklichen Fähigkeiten wartet. Wir haben uns auch diesmal wieder sehr an seiner umgänglichen Präsenz erfreut und sind sehr dankbar für die Unterstützung in zahlreichen Arbeitsprojekten, in die er sich mit viel Energie eingebracht hat. Wir hoffen, dass er uns bald einmal wieder besucht, auch wenn das seit dem Brexit leider wesentlich komplizierter geworden ist.
Ein neues Gemeinschaftsmitglied durften wir in Anagarika Enzo begrüssen, der am gleichen Tag bei uns aus Italien eintraf, an dem Ajahn Ariyo abgereist ist. Sehr praktisch: da konnte er gleich die Verantwortung für das Recycling von Ajahn Ariyo übernehmen. Enzo bringt mehr als ein Jahr an Erfahrung als Anagarika im Kloster Santacittarama mit und wird nun vor allem die Verantwortung für die Küche übernehmen. Er möchte mindestens bis zum Ende der Regenzeit (Ende Oktober) bei uns bleiben.
Unsere Gemeinschaft besteht während der nächsten Monate also aus Ajahn Khemasiri, Ajahn Abhinando, Ajahn Kancano und Anagarika Enzo. Im Herbst möchte dann noch Tan Mahabodhi, ebenfalls aus Italien, für ein halbes Jahr zu uns stossen.
Projekte & Ausblick
Mit Arbeitsprojekten haben wir uns in diesen Jahr bisher einigermassen zurückgehalten. Die Gebäudeversicherung hat uns einige Veränderungen für den Brandschutz auferlegt. Die offensichtlichste wird Ihnen auffallen, sobald Sie das Kloster betreten: das Treppenhaus, einschliesslich des Eingangsbereiches, muss nun, da Hauptfluchtweg, nahezu leer sein. Daher ist die Garderobe aus dem Eingangsbereich verschwunden und befindet sich nun im Hinterausgang, am Ende des Korridors. Die Mönchsgarderobe ist dafür in den Heizraum hinter der Küche umgezogen. Daneben haben wir auch den Fussboden unserer Speisekammer erneuert; ein kleines Projekt, das kaum grosse Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird, obwohl es für die Beteiligten (vor allem Ajahn Ariyo und unseren guten Freund Erich Leu) sehr arbeitsaufwendig gewesen ist. In den verbleibenden Monaten dieses Jahres wollen wir dann noch die Wände des Eingangsbereiches neu streichen und, wenn möglich, auch das Mobiliar unseres Büros aufwerten.
Die ersten Kurse dieses Jahres, genauso wie die Vesakha-Feier konnten endlich einmal wieder ohne Corona-Beschränkungen stattfinden. Leider sind die Infektionszahlen nun wieder kräftig ansteigend, so dass dieses für den Rest des Jahres weniger wahrscheinlich ist. Auch in der Dhammapala-Gemeinschaft hatten wir einen ersten Covid-Fall, mit mildem Verlauf; und zum Glück konnten wir weitere Ansteckungen vermeiden. Hinsichtlich unserer Massnahmen versuchen wir zunächst einmal weiter eine Variante des berühmten Mittleren Weges zu gehen: Der Zugang zum Kloster bleibt derzeit auch für Tagesbesucher uneingeschränkt; lediglich die Maskenpflicht haben wir beibehalten. Diese gilt auch für Übernachtungsgäste während der ersten drei Tage des Aufenthaltes. Wir hoffen, dass Sie das nicht davon abhalten wird, uns über den Sommer zu besuchen und vom Angebot des Klosters Gebrauch zu machen. Neuigkeiten zu unseren Corona-Massnahmen finden Sie jederzeit auf unserer Webseite.
Mit herzlichen Grüssen,
Bhikkhu Abhinando