Tod & Erneuerung // Death & Renewal
(English version below)
Deutsch
Liebe Freunde,
Wenn ich dieser Tage unsere Besucher frage, wie es ihnen geht, bekomme ich oft sorgengetränkte Antworten. Kein Wunder, lasten doch derzeit neben den persönlichen Schwierigkeiten, die das Leben uns präsentieren mag, auch viele der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auf dem Gemüt. Der lange Atem der Covid-Pandemie, die anhaltenden gewalttätigen Konflikte, wie zum Beispiel in Myanmar und im Jemen, jetzt auch noch der Krieg in der Ukraine mit seinen weltweiten Auswirkungen, sowie im Hintergrund die fortschreitende Erwärmung der Erdatmosphäre mit dem extremer werdenden Klima sind nicht gerade dazu angetan uns fröhlich zu stimmen. Da ist es wichtig, dass wir, vor allem wenn wir hinsichtlich der kurz- mittel- oder langfristigen Aussichten für die Menschheit und das Ökosystem unseres Planeten eher pessimistisch sind, ohne die Augen vor den Problemen zu verschließen, uns auch bewusst die erfreulichen Dinge in unserem Leben vergegenwärtigen.
Im Kloster Dhammapala werden wir dafür stets mit gutem Anschauungsmaterial versorgt. Wieder ist für uns hier ein ruhiger, ereignisarmer Winter zu Ende gegangen, in dem wir uns fast ungestört der Kontemplation widmen konnten, während wir von unserem Winterretreat-Team und den vielen Freunden des Klosters fürsorglich unterstützt wurden. Wir wissen das sehr zu schätzen und sind uns bewusst, dass wir damit in einer privilegierten Situation sind: Anumodana an alle, die geholfen haben!
Empfangen ist eine wunderbare Sache und Geben auch. Wir sind daher sehr glücklich, dass es uns möglich ist, einen Teil Ihrer Großzügigkeit auch an andere gemeinnützige Projekte weiterzureichen. Schon seit einigen Jahren unterstützen wir Organisationen, die in Myanmar und in Ladakh arbeiten, mit einem kleinen Anteil der Spenden, die das Kloster erhält; wenn wir einen Überschuss an Nahrungsmitteln oder Haushaltsgegenständen ansammeln, geben wir diesen regelmäßig an ortsansässige gemeinnützige Organisationen weiter; und jetzt hat die Gemeinde Kandersteg Flüchtlinge aus Ukraine, darunter auch eine Gruppe von Waisenkindern, aufgenommen. Auch an deren Unterstützung haben wir uns gerne beteiligt.
Währenddessen zieht sich die die Covid-Pandemie wenigstens zeitweise zurück, und so haben wir, etwas zögerlicher als der Bundesrat, entschieden, einen Teil unserer Vorsichtsmaßnahmen aufzuheben. Das Kloster ist jetzt wieder für Tagesgäste durchgehend geöffnet. Dabei gilt aber vorerst weiterhin für Tagesgäste Maskenpflicht im ganzen Gebäude. Wir werden unsere Maßnahmen, entsprechend der Entwicklung der Infektionszahlen, fortlaufend anpassen – hoffentlich im Sinne zunehmender Entspannung. Die bei uns aktuell gültigen Maßnahmen können Sie jederzeit auf unserer Webseite einsehen. Vor kurzem verstarb ein Freund des Kloster aus der Umgebung – ungeimpft – an Covid, und wir kennen Menschen die, jünger als wir, noch nach mehr als einem Jahr nach ihrer Infektion an Langzeit-Covid leiden; wir sind daher der Ansicht, dass es besser ist, vorsichtig zu bleiben.
Der Tod war diesen Winter überhaupt ein sehr präsentes Thema für uns. Im Dezember verstarb meine Mutter, nach eineinhalbjährigem Krebsleiden. Es war traurig für mich, meine noch so lebenshungrige und bis zu ihrer Erkrankung sehr fitte Mutter leiden und dann sehr plötzlich ‹dahinschwinden› zu sehen. Aber wenigstens konnte ich für ihre letzten Tage bei ihr sein, bei ihrer Pflege helfen und auch ihre Hand halten, als sie bei sich zu Hause ihren letzten Atemzug tat. Es war für mich inspirierend zu sehen, wie sehr ihr die Reflexion über die Lehren des Buddha und ihre Meditation in diesem Prozess geholfen haben, so dass sie ihr Sterben annehmen konnte und sehr im Frieden mit sich und ihrem Leben von uns ging. Immerhin wurde sie 80 Jahre alt – auch der Buddha hat nicht länger gelebt.
Manche von Ihnen werden sich an Ajahn Natthiko aus Schweden erinnern, der von 2006 bis 2008 im Kloster Dhammapala lebte und uns auch nach Aufgabe seines Mönchslebens als Björn Natthiko Lindeblad weiter verbunden blieb. Nach einer vierjährigen, sehr herausfordernden Krankheit (ADS), die seine Körperfunktionen immer weiter reduzierte, verstarb Björn Natthiko schließlich im Januar in seiner Heimat, Schweden.
Auch unser ehemaliger Mönchskollege Thanasilo aus Deutschland starb diesen Winter, wie meine Mutter, an Krebs. Thanasilo hat in den 90er Jahren nur sehr kurze Zeit im Kloster Dhammapala verbracht, uns aber später, in seinem Laienleben unter seinem ursprünglichen Namen Robert des öfteren besucht. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch werden wir Ende Mai im Kloster mit einigen seiner Freunde und Familienmitglieder eine Gedenkfeier für ihn abhalten und seine Asche anschließend den Elementen übergeben.
Das größte geplante Event für diesen Frühling ist wie immer unsere Vesakh-Feier. Sie ist für den 15. Mai angesetzt und soll, wie alle unsere Vesakh- und Kathina-Feiern von nun an im Gemeindesaal hier in Kandersteg stattfinden. Ajahn Kongrit aus England hat seine Teilnahme zugesagt und wird dann auch einen Vortrag auf Thailändisch halten. Wir werden dieses Jahr keine Einladungen mit der Post verschicken. Sämtliche Informationen, auch ob noch Covid-Massnahmen wie Maskenpflicht für die Veranstaltungen gelten werden, finden Sie auf unserer Webseite. Wir hoffen, dass dieses Jahr dann endlich alle unsere Kurse und andere geplante Veranstaltungen wieder, wie auf der Webseite angekündigt, in vollem Umfang durchgeführt werden können. Die Kurse, für die man sich bereits anmelden kann, sind bereits fast völlig ausgebucht.
Wir bleiben weiterhin vier Mönche im Dhammapala. Ajahn Ariyo, aus unserem Kloster Hartridge im Südwesten Englands, hofft noch bis zum Sommer bei uns bleiben zu können, auch wenn das seit dem Brexit wegen der neuen Aufenthaltsbeschränkungen für britische Staatsbürger nicht mehr so einfach ist. Der neue Samanera, den wir für diesen Winter angekündigt hatten, hat uns doch noch als Anagarika im letzten November etwas überraschend und unangekündigt verlassen, vermutlich um das Haushälterleben wieder aufzunehmen. Nun denn, für diesen Frühling haben sich gleich drei neue Anagarika-Anwärter angekündigt und wir werden sehen, ob der eine oder andere von diesen bei uns hängen bleibt. Bereits bei uns hängengeblieben ist Tanja Klee, unsere neue Sekretärin. Sie ist schon Anfang Januar als Gast zu uns gestoßen, hat sich über den Winter, auch mit Hilfe von Doris, unserer vormaligen Sekretärin, in ihre neue, etwas komplexe Rolle eingearbeitet und leitet jetzt mit großer Kompetenz das Klosterbüro.
Mit herzlichen Grüßen,
Abhinando
English
Dear Friends,
These days, when I ask people how they’re doing, I often get answers saturated in worry. No wonder: in addition to the personal difficulties that life may present to us, quite a few aspects of the current greater picture weigh on our minds. The staying power of the pandemic, the ongoing violent conflicts such as in Myanmar and Yemen, and now the war in Ukraine with its worldwide effects, as well as the progressive warming of the earth’s atmosphere, with the resultant extremer weather, are not of a nature to lighten our mood. More than ever then, and especially if we are rather pessimistic about the short, medium or long-term prospects for humanity and our planet’s ecosystem, it is important that, without closing our eyes to the problems, we also keep in mind the beautiful things in our lives.
At Dhammapala Monastery such beauty is in constant supply for us to contemplate and delight in. Another quiet, uneventful winter has come to an end, in which we were able to devote ourselves to contemplation almost undisturbed, while being caringly supported by our winter retreat team and the many friends of the monastery. We appreciate it very much and are aware that we are in a privileged situation: Anumodana to all who helped!
To receive is beautiful, and so it is to give. We are glad to have the opportunity to share some of your generosity with other charitable projects. For a number of years now we have been able to pass on a small amount of the donations the monastery receives to charities operating in Myanmar and Ladakh respectively; some surplus food and household items that accumulate in our stores we can regularly pass on to local charities. And now the municipality of Kandersteg has taken in refugees from Ukraine, including a group of orphans, so we were happy to also participate in offering support to them as well.
Meanwhile, as the Covid pandemic is receding, at least temporarily, we too, somewhat more hesitantly than the Federal Council, have decided to withdraw some of our precautionary measures. The monastery is now open again for day visitors. Masks, however, are still compulsory for day visitors throughout the building. We will further adjust our measures – hopefully by lightening them – in accordance with the development of infection numbers. On our website you can always find out which measures currently still apply. One of our friends from the area recently passed away – unvaccinated – from Covid, and we also know people younger than us who are still suffering from long-term Covid even more than a year after their infection; and therefore believe it is better to remain cautious.
Death in general was a very present topic for us this winter. My mother passed away in December after suffering from cancer for a year and a half. It was sad for me to see my mother, still so very hungry for life and also very fit until she fell ill, suffering physically for all that time and then quickly fading away. But at least I could be with her for her final days, helping with her care and even holding her hand as she breathed her last at home. That was a blessing. It was inspiring for me to see how much her reflecting on the Buddha’s teachings and meditation helped her in this process, so that she could accept her death and die peacefully. After all she lived to 80 – the Buddha didn’t live longer either.
Some of you will remember Ajahn Natthiko from Sweden, who lived in Dhammapala Monastery from 2006 to 2008 and also after giving up monastic life remained a friend as Björn Natthiko Lindeblad. After four years of a very challenging illness (ADS) that increasingly reduced his bodily functions, he finally died in January in his native Sweden.
Also our former fellow monk Thanasilo from Germany died this winter, like my mother, of cancer. Thanasilo only stayed at Dhammapala for a very short time in the nineties, but visited a few times after returning to lay life, when he was called Robert again. At his request, at the end of May, we will hold a memorial ceremony for him here at the monastery with some of his friends and family members and afterwards will return his ashes to the elements.
The biggest event planned for this spring is as always our Wesak celebration. It is scheduled for May 15th and, like all our Wesak and Kathina celebrations from now on, will take place in the community hall here in Kandersteg. Ajahn Kongrit from England has announced his participation and will offer a Dhamma talk in Thai. This year we decided not to send out invitations in the mail. All information, including whether Covid measures, such as the obligation to wear masks, will still apply for Wesak, can be found on our website. Let’s hope that this year all our courses and events can be carried out as planned without pandemic interferences.
For the time being, at Dhammapala, we continue as a community of four monks. Ajahn Ariyo, from Hartridge Monastery in the Southwest of England, is hoping to stay with us until summer, although with Brexit that is not as easy as it used to be, due to the new residence restrictions for British citizens. The new Samanera that we announced for this winter in the end left us last November, rather unexpectedly and unannounced, when he was still an anagarika, presumably returning to the household life. Well then, three new applicants for the anagarika life have announced themselves for this spring and we’ll see if one or the other of them sticks with us. Tanja Klee, our new secretary, is already sticking with us. She came as a guest at the beginning of January to familiarize herself with her new, somewhat complex role over the winter, also with the help of Doris, our former secretary, and has now very competently taken over the monastery office.
With all good wishes,
Abhinando