Sich öffnen für eine ungewisse Zukunft // Opening to an Uncertain Future
(English version below)
Deutsch
Die Coronazeit ist für viele von uns eine Zeit der Unsicherheit. Auch wenn der Bundesrat jetzt weitere Lockerungen der Maßnahmen beschlossen hat und wir uns erleichtert auf ein weniger eingeschränktes Leben und Zusammensein einrichten, bleiben für manchen von uns wohl auch viele Zweifel und Fragen: „Wird jetzt wieder alles normal? Kommt eine zweite Welle? Soll ich und kann ich mich weiter schützen?“ Sicher scheint nur, was ich in letzter zeit häufiger gehört habe: dass es nie wieder so sein werde wie vor Covid-19. Aber das ist natürlich in gewisser Hinsicht eine Binsenweisheit; denn nie wird es morgen so sein wie gestern oder heute.
Dass wir unsicher sind, wenn wir an die Zukunft denken, ist ganz normal – auch in guten Zeiten, ohne Epidemie. Denn die Zukunft ist uns definitionsgemäß unbekannt. Und auf alles was uns unbekannt ist, können wir unsere Hoffnungen, Zweifel und Ängste projizieren. Hoffnung, Zweifel und Angst beziehen sich immer auf etwas Zukünftiges, etwas das noch geschehen könnte. Aber diese Zweifel, Hoffnungen und Ängste begleiten uns, wie alle unsere Gefühle und Gedanken, in der Gegenwart. Sie finden jetzt statt, das heißt, wir können sie uns gegenwärtig machen, uns ihrer bewusst sein und als das erkennen, was sie sind: sich ständig wandelnde Aktivitäten unseres Geistes, die hier und jetzt, sozusagen direkt hinter unserer Nase, entstehen und vergehen.
Diese Erkenntnisfähigkeit unseres Bewusstseins ist das Tor zu unserer inneren Freiheit. Denn die Qualität in uns, die sich unserer Erfahrung bewusst ist, ist weder Gedanke noch Gefühl, sie ist sich der Gedanken und Gefühle bewusst. Wir können das wie einen Raum erfahren, in dem diese Gedanken und Gefühle stattfinden. Dieser Raum des Gewahrseins erkennt die Gedanken, fühlt die Gefühle ohne sich mit ihnen zu identifizieren, er kann sie annehmen, sie kommen und gehen lassen. Dieser Raum, der Raum unseres Herzens, ist immer hier, immer präsent und in Frieden mit den Gedanken und Gefühlen. Wenn wir ihn wahrnehmen und bewusst verkörpern, sind wir an der Quelle unseres inneren Friedens. Er ist immer gegenwärtig. Alles andere kommt und geht. Wir können was kommt annehmen, wie es ist und es loslassen, wenn es sich verändert und verschwindet.
Wenn wir versuchen, die sich ständig wandelnden Phänomene unserer Erfahrung, wie etwa die äußeren Umstände unseres Lebens, festzuhalten und zu kontrollieren, kann es schnell geschehen dass wir uns in Zweifel, Angst und Unsicherheit verstricken – Angst, das zu verlieren was uns vertraut und wichtig ist, oder etwas zu erfahren, was wir nicht in unserem Leben haben möchten – auch wenn wir nur eine vage Vorstellung davon haben, was das sein mag.
Trotzdem ist es natürlich hilfreich sich über die Zukunft Gedanken zu machen und für diese zu planen – nur idealerweise eben mit einem Geist/Herz das fest und umsichtig in der Gegenwart verankert bleibt, sich bewusst ist, dass es immer nur hier und jetzt anwesend ist, und das heißt eben genau…hier...genau…jetzt!
Im Kloster Dhammapala machen wir uns derzeit fortwährend Gedanken über den Prozess der Wiederöffnung des Klosters hin zu unserem gewohnten Normalbetrieb – oder doch jedenfalls zu einer post-covidischen Variante, mit einigen neu eingeführten Hygiene- und Schutzmaßnahmen.
Wie Sie vielleicht schon auf unserer Homepage gesehen haben, werden wir ab Juni wieder begrenzt Übernachtungsgäste aufnehmen; zunächst nur solche, die für mindestens eine Woche bei uns bleiben können – um ein zu ausgiebiges Kommen und Gehen zu vermeiden. Die für Mai und Juni geplanten Kurse haben wir auf den Juli verschoben. Möglicherweise müssen auch diese noch mit einer begrenzten Teilnehmerzahl abgehalten werden. Wann wir das Kloster wieder für Tagesbesucher öffnen, beraten wir derzeit. Wir wollen dabei besonders vorsichtig vorgehen, da der Besucherfluss von Tagesgästen schwerer zu überschauen ist. Wir werden wohl in der zweiten Juniwoche zunächst zeitlich begrenzte Öffnungszeiten einführen – zu den Mittagsstunden für diejenigen die Dana offerieren und am Abend für diejenigen die an der Puja teilnehmen möchten. Wann und wie genau dies geschehen wird, werden wir, wie alle anderen Veränderungen unserer wesentlichen Corona-Maßnahmen weiter auf dem Infobalken im Zentrum der Homepage ankündigen.
Der hauptsächliche Grund dafür, dass wir bei der Wiederöffnung des Klosters langsam vorgehen, ist, dass es ja nicht nur darum geht, uns selbst zu schützen, sondern auch darum, das Kloster mit seinem regen Besuchsverkehr nicht zum Virenverteiler zu machen. Darüber hinaus müssten wir, wenn wir von den Auswirkungen des Corona-Virus im Kloster betroffen wären, dieses gleich wieder schließen, und das womöglich noch gründlicher als bisher. Eine solche Situation würde uns wegen der Abhängigkeit der Mönchsgemeinschaft von Laienunterstützern besondere Schwierigkeiten bringen.
Im Moment sind wir allerdings glücklicherweise weiterhin alle gesund und das Kloster in guter Ordnung. Wir konstatieren das mit großer Dankbarkeit für Ihre anhaltende, großzügige materielle Unterstützung und die unermüdliche Arbeit unseres kleinen Helfer-Teams das uns hier jetzt schon über zwei Monate begleitet hat.
Ja, und auch der Abt ist wieder hier. Ich habe meine Heimreise als maskierter Passagier unter Maskierten im weniger als halb gefüllten Flugzeug und durch fast leere Flughäfen gut überstanden und inzwischen auch meine freiwillige 10 Tägige Quarantänezeit absolviert. Nun schaue auch ich mit etwas ungeduldigem Tatendrang der Zukunft entgegen. Meine für diesen Sommer geplanten Reisen habe ich allerdings schon sehr zurechtstutzen müssen: die Kurse in Serbien und wohl auch Rumänien werden jetzt per Video-Konferenz stattfinden – so habe ich Gelegenheit wieder etwas Neues zu lernen (willkommen im 21ten Jahrhundert, wie manche meiner Freunde sagen) und auch der Besuch bei meinen Eltern in Hamburg wird auf den Herbst verschoben werden müssen.
Ähnliches gilt für die anderen monastischen Langzeitgäste in unserem Kloster. Während unsere Freunde und Unterstützer sich gedulden müssen, bis sie endlich wieder in das Kloster hinein dürfen, warten jene darauf es verlassen zu können! Ob es ihnen nun gefällt oder nicht – ihre Reisepläne wurden vom neuen Corona-Virus allesammt etwas durcheinandergeschüttelt:
Tan Viranando ist inzwischen bei seinen Eltern in Deutschland und hat auch weiterhin vor, die kommende Vassa (die traditionelle Regenzeit, während der Mönche an einem Ort verbleiben sollten) in Sumedharama in Portugal zu verbringen. Die geplante Wanderung dorthin, die eigentlich schon im April starten sollte (Tan Viranando ist zwar ein Energiebündel, besitzt aber unseres Wissens keine Siebenmeilenstiefel) ist natürlich ausgefallen. Vielleicht wandert er ja dafür nächstes Jahr von Portugal hierher zurück! Er wäre jedenfalls herzlich willkommen.
Tan Bodhinando wird nicht wie geplant die Vassa in Indien verbringen können und geht stattdessen Anfang Juni nach Muttodaya, einem Wat Pah Pong Zweigkloster in der Nähe von Nürnberg, in der er auch in der Vergangenheit schon öfter eine kürzere Zeit verbracht hat. Das wird auch ihm die Möglichkeit geben, noch im Sommer seine Eltern und Geschwister zu sehen, die nicht allzu weit von dort leben.
Ajahn Dto hofft noch auf einen Repatriierungsflug, oder auf die Öffnung des Flughafens in Bangkok im Juli, um für die Vassa wieder in Thailand zu sein. Ajahn Dto ist jetzt seid einem Jahr bei uns, schon ein halbes Jahr länger als ursprünglich geplant und falls es keine frühere Rückreisemöglichkeit gibt, bleibt er auch noch zumindest bis zur zweiten Vassa im August.
Unterdessen hat Ajahn Khemasiri jetzt ein Rückflugticket für den 2ten Juli, und hofft also für die Vassa bei uns zu sein. Selbst wenn auch zu der Zeit Flüge aus dem Vereinigten Königreich noch gestrichen werden, ergibt sich für ihn vielleicht eine andere Transportmöglichkeit. Da Ajahn Khemasiri schweizer Staatsbürger ist, wird er auf jeden Fall keine Problem haben einzureisen.
Tan Balado, der nach Möglichkeit im selben Flugzeug mit Ajahn Khemasiri über den Ärmelkanal hinweg für mindestens ein Jahr zu uns stoßen möchte, könnte es schwieriger haben, da er Österreicher ist. Wir hoffen, dass es für ihn bis im Juli möglich wird, direkt aus England einzureisen (ohne sich in Ajahn Khemasiris Koffer verstecken zu müssen). Vielleicht ergibt sich für ihn sonst die Möglichkeit, wenigstens zur „Zweiten Vassa“ (Anfang August) direkt oder über Österreich einzureisen.
Informationen über unsere Veranstaltungen einschließlich veränderter Termine finden Sie weiterhin im Veranstaltungskalender oder auch im zentralen Info-Balken auf unserer Homepage.
Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal für Ihre Geduld und außergewöhnliche Großzügigkeit und wünschen Ihnen allen von Herzen Gesundheit, einen klaren Geist und ein friedvolles Herz, und hoffen sie bald auch wieder persönlich im Kloster empfangen zu können.
English
For many of us, the corona time is a time of uncertainty. Even if the Federal Council has now decided to further relax the measures and we are relieved to have a less restricted life, for some of us there are probably still many doubts and questions: “Is everything going to be normal again? Is there going to be a second wave? Should I and can I continue to protect myself? ” The only thing that seems certain is what I have heard more often lately: that it will never be the same as before Covid-19. But of course that is, in a way, a truism; because tomorrow will never be the same as yesterday or today.
It is quite normal that we are unsure when we think about the future – even in good times, without an epidemic. Because the future is by definition unknown to us. And onto everything that is unknown to us, we can project our hopes, doubts and fears. Hope, doubt and fear always refer to something in the future, something that could still happen. But these doubts, hopes and fears, like all of our feelings and thoughts, accompany us in the present. They are taking place now, we can be aware of them and recognize them for what they are: constantly changing activities of our mind that arise and disappear here and now, right behind our noses, so to speak.
This awareness of our consciousness is the gateway to inner freedom. Because the quality in us, which is aware of our experience, is neither a thought nor a feeling, it is aware of thoughts and feelings. We can experience this as a space in which these thoughts and feelings take place. This space of awareness recognizes the thoughts and feels the feelings without identifying with them, it can accept them, let them come and go. This space, the space of our heart, is always here, always present and at peace with thoughts and feelings. If we perceive and consciously embody it, we are at the source of our inner peace. It is always present. Everything else comes and goes. We can accept what comes as it is and let it go when it changes and disappears.
If we try to grasp and control the ever-changing phenomena of our experience, such as the external circumstances of our lives, we can easily get caught up in doubt, fear and insecurity – fear of losing what is familiar and important to us, or to experience something that we do not want in our life – even if we do not know exactly what it may be.
Nevertheless, it is of course helpful to think about the future and plan for it – ideally though with a mind/heart that remains firmly and carefully anchored in the present, aware that it is only ever here and now, and that means exactly … here … exactly … now!
At Dhammapala Monastery, we are currently thinking about the process of reopening the monastery towards our normal mode – or at least a post-Covid variant, with some newly introduced hygiene and protective measures. As you may have already seen on our homepage, we will be accepting overnight guests again from June; at first only those who can stay with us for at least a week – to avoid a too extensive coming and going. The courses that were planned for May and June we have postponed until July. They may also have to be held with a limited number of participants. When and how we will open the monastery for day guests again, we are discussing at the moment. We want to be especially careful about that aspect, because the flow of day visitors is more difficult to oversee. We will probably start in the second week of June by introducing limited opening hours – at lunchtime for those who would like to offer dana and in the evening for those who wish to participate in the puja. When and how exactly this will happen, we will, like all other changes in our essential corona measures announce further measures on the information bar in the center of the homepage.
The main reason why we are hesitant with the reopening the monastery is that it is not just about protecting ourselves, but also about not to turn the monastery, with its usually lively traffic of visitors, into a distribution hub for the virus. In addition, if we encounter the effects of the Corona virus in the monastery, we would have to close it immediately, and then probably more thoroughly than before, which would cause us particular difficulties because of the dependence of the monastic community on lay supporters.
Fortunately, here and now, we are all still healthy and the monastery is in good order. We note this with much gratitude for your continued, generous material support and the tireless work of our small team of helpers who have been with us here for over two months now.
Yes, and the abbot is back too. I survived my journey home as one of a number of masked passengers in a less than half-filled airplane and through almost empty airports and now also completed my voluntary 10-day quarantine period. Now I am looking forward to the future with a little impatience to ‘get into gear’ again. However, I also already had to cancel quite a few journeys planned for this summer: the courses in Serbia and probably also Romania will now take place via video conference – so I have the opportunity to learn something new (welcome to the 21st century, as some of my friends say) and the visit to my parents in Hamburg is also postponed until autumn.
It is a similar story for our monastic long-term guests. While our friends and supporters have to be patient until they are finally allowed to enter the monastery again, they are waiting to be able to leave it! Whether they like it or not, the new Corona virus has shaken up their travel plans a little:
Tan Viranando is now with his parents in Germany and still plans to spend the upcoming Vassa (the traditional rainy season, during which monks are asked to stay at one place) in Sumedharama in Portugal. His plan to walk there, for which he would have started in April, had of course to be abandoned. (Tan Viranando is a bundle of energy, but as far as we know he has no Seven mile boots at his disposition). Maybe he’ll be moving back here from Portugal next year! He certainly would be very welcome.
Tan Bodhinando will not be able to spend the Vassa in India as planned, instead he will go to Muttodaya, a Wat Pah Pong branch monastery near Nuremberg in early June, where he has already stayed for shorter periods in the past. This should also give him the opportunity to see his parents and siblings in the summer, as they don’t live too far from there.
Ajahn Dto is still hoping for a repatriation flight, or, perhaps more likely, for the airport in Bangkok to finally open again in July, to get back in Thailand for Vassa. Ajahn Dto has been with us for a year now, half a year longer than originally planned and if there is no earlier return option, he will stay at least until the second Vassa in August.
Meanwhile, Ajahn Khemasiri now has a return ticket for July 2nd, so hopes to be with us for Vassa. Even if flights from the United Kingdom are still being canceled at the time, he may find another travel option. Since Ajahn Khemasiri is a Swiss citizen, he will definitely have no problem entering the country.
Tan Balado, who would like to board the same flight across the Channel with Ajahn Khemasiri in order to join us for at least a year, could encounter more difficulties as he is Austrian. We hope that by July it will be possible for him to enter directly from England (without having to hide in Ajahn Khemasiri’s suitcase). Perhaps there would otherwise be the possibility for him to enter at least for the “Second Vassa” (beginning of August) directly or via Austria.
You can still find information about our events, including changed dates, in the event calendar or in the central information bar on our homepage.
We would like to take this opportunity to thank you again for your patience and extraordinary generosity and wish you all good health, a clear mind and a peaceful heart, hoping to be able to receive you again at the monastery soon.